Holger
Dating-Apps für queere Männer

In der Schweiz sind aktuell zwei Dating-Plattformen für queere Männer sehr verbreitet. Dabei handelt es sich um Romeo (ehemals Planetromeo oder Gayromeo) und Grindr. Falls ihr noch weitere Apps kennt, einfach in die Kommentare schreiben. Wir sind immer dankbar für Infos, Anregungen und Kritik!
Grindr
ist eine App, die sich an Personen 18 Jahre und älter richtet. Die App funktioniert nur auf dem Smartphone oder Tablet und es gibt auch keine Möglichkeit, Grindr im Webbrowser aufzurufen.
Dein erstes mal auf Grindr
Öffnest du Grindr das erste Mal auf deinem Smartphone oder Tablet, will es auf Ortungsdienstmöglichkeiten zugreifen und du sollst ein Profil anlegen. Hier kannst du viel zu deiner Person angeben und auch viele sexuelle Präferenzen (oft fälschlich als Fetisch bezeichnet) einstellen. Drüber hinaus ist es dir möglich von dir ins Profil laden, welche von Grindr freigeschaltet werden müssen. Mit der App kannst du dir Menschen, welche die App auch nutzen, in deiner näheren Umgebung ansehen. Wenn du ein Grindr Abbo anschliesst, kannst du die Profile filtern lassen und so viele Profile wie du willst anschreiben oder "anstupsen" (dem Profilbesitzer mitteilen, dass du sein Profil angesehen hast). Dazu kannst du auch noch das Profil bewerten.
Flirten, Chatten und Daten
Grindr hat den Ruf eine App für den schnellen Sex zu sein. Doch wie es so mit einem Ruf ist, er stimmt nur teilweise. Richtig ist, Grindr taugt auch für den schnellen Sex. Du sieht schnell wer in deiner Umgebung ebenfalls Grindr benutzt bzw. wie viele Profile online sind. Dazu kommt, dass es Profile mit eindeutigen Bildern gibt und sich in Grindr fast alle sexuellen Vorlieben (fälschlich als Fetisch bezeichnet) eingeben lassen. Du kannst dir Profile anzeigen lassen, die deinen Suchen entsprechen. Die Menschen (oder besser gesagt meist Männer) sind in Grindr genauso wie sonst auch im Leben. Die einen suchen Sex, die anderen eine Beziehung, wieder andere faken was das Zeug hält und dann gibt es auch noch die, die Bilder sammeln.
Grindr hat keinen Gruppenchat, sondern du chattest nur jeweils mit einem Profil. That's it!
Diskussion um Grindr
Grindr gibt es schon sehr lange und hat daher auch schon einige Skandale ausgelöst, z.B. outete Grindr HIV-Positive Menschen ohne deren Erlaubnis. In der Kritik stand Grindr auch wegen Datenschutz und den Besitzverhältnissen der Firma. Aktuell gehört Grindr einem US Unternehmen (San Vicente Acquisition LLC).
Grindr engagiert sich auch für die LGBT-Gemeinschaft. So gründete Grindr die Grindr for Equality, welche sich als Menschenrechtsorganisation mit Projekten zu Queerrechten im Nahen Osten und Nordafrika engagiert.
Grindr bekommst du dort, wo du deine Apps bekommst ;-)
Milchstrasse
Aktuell erfahren wir, dass immer mehr Jugendliche auch die Milchstrasse der Milchjugend nutzen, um andere queere Menschen zu daten. Doch die Milchstrasse ist keine klassische Datingapp für Queers oder queere Männern, sondern eher eine Gemeinschaftapp für junge queere Menschen. Die Milchstrasse hat sowohl Funktionen, welche über deinen Webbrowser abgerufen werden können (Michjugend Webseite) wie Inhalte, welche nur via App für Tablet und Smartphone möglich sind. Menschen mit Apple M Computern können die App ebenfalls nutzen. Die Milchstrasse hat eine Altersfreigabe ab 12 Jahren und pornografisches Material ist verboten.
Grösse und Verbreitung
Aktuell ist die Milchstrassencommunity noch sehr klein (2752 Nutzende am 31. März 2022). Dafür ist sie auch Lokal auf die Schweiz und für Jugendliche (ab 12 Jahren) ausgelegt. Trotzdem tummeln sich auch einige ältere Menschen (älter als 27 Jahre [in der Schweiz gilt Jugend bis 25 Jahre]).
Dein erstes mal in der Milchstrasse
Startest du die App das erste mal, sollst du dich anmelden. Die Anmeldung ist etwas holperiger als bei kommerziellen Anbieterinnen wie Romeo oder Grindr, da die App auf einer Software basiert, die in Firmen Homeoffice vereinfachen soll.
Bei deiner Anmeldung kannst du selber deinen Aufenthaltsort wählen und es wird nicht der Ortungsdienst deines Geräts benutzt.
Chat, Dating und Community
Die Milchstrasse ermöglicht es in Chaträumen, sich Textnachrichten und Audios zu schreiben bzw. sich via Audio zu unterhalten. Darüber hinaus kannst du Menschen auch einzeln anschreiben. Es gibt einen Terminkalender für Queergemeinschaftveranstaltungen (leider schlecht gepflegt) und du kannst dir ein Profil anlegen. Dabei gibt es eben nicht die Auswahl wie in den Datingplattformen, sondern viele Informationen kannst du via freien Text von dir preisgeben. Dadurch sind natürlich auch die Suchmöglichkeiten eingeschränkt. Die Milchstrasse will eine Community erschaffen und kein Datingapp sein. Und natürlich werden auch über diese Apps Menschen zueinander finden.
Romeo
wurde früher als das schwule Einwohnermeldeamt oder die blauen Seiten bezeichnet. Kurz nach der Anfangszeit von Romeo konntest du einfach einen Blick ins Romeo werfen und du wusstest, wer alles Schwul oder Bi ist. Heute ist es zum Glück nicht mehr so. Die Konkurrenz durch Grindr hat hierfür gesorgt.
Romeo kannst du als App für Tablet und Smartphone und über den Webbrowser nutzen. Die meisten Funktionen in Romeo sind kostenlos. Romeo kommt aus Deutschland, hat aber seinen Firmensitz aktuell in den Niederlanden. Programmiert wurde es ursprünglich in Berlin.
Altersfreigegeben ist die Romeo ab 18 Jahren.
Dein erstes mal auf Romeo
Dir steht es frei ob du dich über die App oder den Webbrowser auf Romeo anmeldest. Beides funktioniert sehr ähnlich. Du kannst auch auf dem Handy den Browser nutzen. Egal mit welcher Plattform, Romeo fragt dich, ob sie dich orten dürfen. Wenn dies nicht möglich ist, dann kannst du deinen Ort selber festlegen. In Romeo kannst du dein Profil mit vielen Daten füttern, z.B. Raucher/Nichtraucher, sexuelle Vorlieben (hier leider und falsch als Fetisch bezeichnet). Du kannst Bilder in dein Profil hochladen, welche von der Romeo-Community freigeschaltet werden.
Online, Date, Now - den Status im Chat
Auch Romeo hat den Ruf da zu sein für schnellen Sex. Doch auch gilt es zwischen Ruf und Realität zu unterscheiden. In Romeo hast du die Möglichkeit deinen Status anzugeben. Du kannst als Onlinestatus zwischen "Now", "Date", "Online" und "Unsichtbar" ("Unsichtbar" ist nur für zahlende Kund*innen) auszuwählen. Aber wie so oft im Leben, eine gute Idee mit dem Status hilft nicht gegen die Faulheit der Menschen. Viele User scheinen den Status bei Romeo nicht zu verändern und somit ist dieser keine all zu grosse Hilfe.
Drüber hinaus kannst du dir die Nutzenden filtern lassen, z.B. nach in deiner Umgebung, Angaben, welche sie im Profil gemacht haben oder eben dem Status. Auch werden dir neue Nutzende beim Einloggen in einer Leiste vorgeschlagen.
Communityfunktionen
Romeo versucht seine Nutzenden durch Communityfunktionen zu binden. Du kannst z.B. Diskussionsgruppen in Romeo anlegen und dazu Nutzende einladen. Ausserdem nutzt Romeo die Nutzenden, um die Userbilder zu bewerten bzw. zu kategorisieren. Auch bietet Romeo Strichern (Männern, die für Geld mit Männern Sex haben) eine Möglichkeit und damit Plattform, ihre Dienstleistungen anzubieten. Aber keine Sorge. Diese sogenannten Hunqz Profile sind in einem anderen Bereich und nur auf der Webseite verfügbar. Ebenfalls bietet Romeo sich als Vermittlerin für Bed'n Breakfast an, besitzt einen Travelguide und eine Zeitungsmagazinbereich.
Flirt, Dating und Austausch
In den Jahren, in denen ich Romeo kenne (und das sind nun fast schon 20 Jahre), habe ich in Romeo Menschen kennengelernt für Sex, Date und Freundschaft. Alles war dabei. Alles hatte seinen Platz und machmal auch seine Zeit. Bei einer Onlineplattform oder App kommt es nicht nur auf die Nutzenden drauf an, sondern auch darauf, wie du die Plattform nutzt.
Zugang zu Romeo bekommst du in den AppStores deiner Wahl und online via Browser www.romeo.com
Dating via Instagram, Snap-Chat und Facebook
Auch in Instagram, Snap-Chat und Facebook sind Menschen kreativ und nutzen diese Plattformen für Dating. In Facebook gibt es verschiedene Gruppen, die sich für die verschiedenen Vorlieben oder Arten des Dating konzentrieren. In Instagram gibt es Profile in denen sich queere Menschen vorstellen können und dann von anderen anonym angeschrieben werden können und in Snap-Chat.... Na lassen wir das. In Snap seit ihr mir alle überlegen :-)
Dating ist was schönes. Kribbeln im Bauch, die Hormone spielen verrückt und und und. Dating erfordert Mut und Fairness. Nein bedeutet dabei nein und muss unbedingt akzeptiert werden, damit du und alle Menschen glücklich werdet und findet was ihr beim Dating sucht.